Futures

Future Trading

Disclaimer: Die nachfolgenden Ausführungen dienen ausschließlich zu Informationszwecken und stellen weder ein Angebot zum Handel noch eine Handelsempfehlung oder eine Aufforderung zum Handel dar. Der Betreiber von Derivatehandel.net bzw. der Autor des nachfolgenden Beitrages versichert, dass zum Zeitpunkt der Veröffentlichung keine Positionen in den u. g. Basiswerten bestand. Auf den vollständigen Risikohinweis wird explizit verwiesen.

Futures sind neben Optionen, Optionsscheine, Knock Out Zertifikaten und CFDs ein weiteres verbreitetes Derivat, mit dem du auf die Kursentwicklung eines Basiswertes spekulieren kannst. Natürlich kannst du Futures aber auch dazu nutzen, um bestehende Positionen gegen Preisveränderungen abzusichern. Schauen wir uns einmal an, was Futures sind, wie diese funktionieren und was sie von anderen Derivaten unterscheidet.

Was sind Futures?

Futures sind standardisierte Terminkontrakte, welche an einer Börse gehandelt werden. Durch die Standardisierung haben sie den Vorteil, dass die Liefermenge, der Lieferzeitpunkt, der Preis und die Qualität der Ware beiden Parteien bekannt sind. Hierdurch weisen Futures eine hohe Transparenz für beide Vertragsparteien auf.

Der Käufer (Long) eines Futures verpflichtet sich eine bestimmte Ware zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft zu einem vorab vereinbarten Preis zu kaufen. Der Verkäufer (Short) des Futures verpflichtet sich hingegen die Ware zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem vereinbarten Preis zu verkaufen bzw. zu liefern.

Grundsätzlich können Futures zwar zur Spekulation genutzt werden, erfunden wurden Futures jedoch im Wesentlichen zur Absicherung von Preisveränderungen (z.B. für Produzenten und Verarbeitern von Rohstoffen). Schauen wir uns zur Verdeutlichung ein konkretes Beispiel an:

Kaffeeproduzent K baut Kaffee an. Da er ein Interesse daran hat, dass er einen Mindestpreis für seine Kaffeebohnen erhält, sichert er sich gegen einen fallenden Kaffeepreis ab, um Planungssicherheit zu haben. Er verkauft also Kaffee-Futures und verpflichtet sich hierdurch seinen Kaffee zu einem vereinbarten Zeitpunkt in der Zukunft zu einem vereinbarten Preis dem Käufer zu liefern.

Franchisegeber F betreibt weltweit über tausende Franchisenehmer Cafés, welche auf den Vertrieb von Kaffeespezialitäten spezialisiert sind. Die Franchisenehmer erwerben die hierfür notwendigen Kaffeebohnen über den Franchisegeber F, welcher dadurch einen enormen Bedarf an Kaffeebohnen hat und sich deshalb gegen steigende Preise am Rohstoffmarkt absichern möchte. Um sich gegen steigende Kaffeepreise abzusichern, möchte sich Franchisegeber F einen bestimmten Kaffeepreis sichern und kauft hierfür entsprechende Kaffee-Futures.

Wie du anhand des Beispiels gesehen hast, dienen Futures also nicht nur zur reinen Spekulation, sondern erfüllen auch einen realwirtschaftlichen Zweck!

Welche Arten von Futures gibt es?

Im Wesentlichen gibt es zwei unterschiedliche Arten von Futures. Die sogenannten Commodity Futures und Financial Futures.

Commodity Futures

Bei Commodity Futures handelt es sich um Futures die einen bestimmten Rohstoff als Underlying haben. Der Käufer und der Verkäufer des Futures treffen also die Vereinbarung einen bestimmten Rohstoff, in einer bestimmten Menge, in einer bestimmten Qualität, zu einem bestimmten Preis in der Zukunft zu kaufen bzw. zu verkaufen. Demnach wird die physische Lieferung des Rohstoffes beabsichtigt.

Rohstoff-Futures lassen sich grob in die nachfolgenden Kategorien einstufen:

  • Energy (Rohöl-Sorten wie Brent sowie WTI, Erdgas, Heizöl, Benzin und Ethanol);
  • Metals (Edelmetalle und Industriemetalle wie Gold, Silber, Platin, Palladium und Kupfer);
  • Grains (Sojabohnen sowie Sojabohnen-Öl, Sojabohnen-Mehl, Mais, Weizen, Reis etc.);
  • Softs (Kaffee, Kakao, Zucker, Baumwolle, Orangensaft und Bauholz);
  • Meats (Lebendrind, Mastrind und Magerschweine).
FutureSymbol
Rohöl WTICL
Rohöl BrentBB
HeizölHO
ErdgasNG
SojabohnenZS
Sojabohnen-ÖlZL
Sojabohnen-MehlZM
MaisZC
WeizenZW
GoldGC
SilberSI
PlatinumPL
PalladiumPA
KupferHG
KaffeeKC
KakaoCC
ZuckerSB
BaumwolleCT
OrangensaftOJ
BauholzLB
LebendrindLE
MastrindGF
MagerschweinHE

Financial Futures

Bei den Financial Futures handelt es sich im Gegensatz zu den Rohstoff Futures um immaterielle Basiswerte wie Aktien, Indizes, Währungen und Zinsen, bei denen in der Regel keine tatsächliche Lieferung des Basiswertes beabsichtigt wird. Stattdessen findet häufig bereits von Ablauf des Kontraktes ein Gegengeschäft statt um die offenen Position glattzustellen, sodass nur noch ein Cash Settlement (Barausgleich) eines etwaig bestehenden Differenzbetrages erfolgt.

Wo können Futures gehandelt werden?

Der Handel mit Futures findet elektronisch an spezialisierten Futures-Börsen statt. Die wichtigsten Futures-Börsen sind:

  • CME (Chicago Mercantile Exchange)
  • CBOT (Chicago Board of Trade)
  • NYMEX/COMEX (New York Mercantile Exchange)
  • ICE (Intercontinental Exchange)
  • EUREX (European Exchange)
  • LME (London Metal Exchange)

Bei einem Großteil der oben genannten Futures-Börsen ist der Handel mit Futures rund um die Uhr möglich.

Wie entsteht der Preis eines Futures?

Der Preis eines Futures hängt überwiegend vom zugrundeliegenden Basiswert des Futures ab. Handelst du also z.B. einen Futures auf Weizen, ist die Entwicklung des Weizenpreises maßgeblich für die Entwicklung des Futurepreises.

Insofern stellt sich die Folgefrage, wie der Preis eines Basiswertes entsteht… Die Preise von Basiswerten entstehen im Wesentlichen durch Angebot und Nachfrage. Das Angebot und die Nachfrage werden wiederum von anderen Faktoren beeinflusst. Bei Rohstoffen wie Weizen wird die Angebotsseite z.B. durch das Wetter und etwaige Missernten beeinflusst. Die Nachfrageseite kann z.B. durch Nachrichten oder Ereignisse wie Pandemien beeinflusst werden.

Terminstrukturkurven

Wer sich für die Entstehung des Futurepreises interessiert, sollte sich auch einmal mit den sogenannten Terminstrukturkurven befassen, welche insbesondere für lagerfähige Rohstoffe von Relevanz sind.

Terminstrukturkurven sind letztendlich nichts anderes als die graphische Darstellung der Futurepreise zu unterschiedlichen Laufzeiten. Klingt vielleicht etwas verwirrend, ist aber relativ simple nachzuvollziehen…

Contango

Gehen wir davon aus, dass der Future mit der kürzesten Laufzeit (sog. Front-Month-Future-Kontrakt) auf einen lagerfähiger Rohstoff (z.B. Weizen) derzeit 100 EUR kostet. Aus irgendwelchen Gründen ist dir die Laufzeit des Front-Month-Future-Kontrakt jedoch zu kurz und du benötigst einen Kontrakt mit einer längeren Laufzeit. Der identische Kontrakt, lediglich mit einer längeren Laufzeit, kostet allerdings 105 EUR. Wieso ist das so? Ganz einfach: Wegen den Lagerkosten (u.a. Kosten wie Versicherungen etc.), die beim Verkäufer für die längere Laufzeit anfallen (sog. Cost of Carry).

Lange Rede kurzer Sinn: Im Normalfall gehen also längere Laufzeiten also auch mit höheren Kosten einher. Dieser Normalfall wird Contago genannt. Die graphische Darstellung sieht (ungefähr) wie folgt aus:

Terminstrukturkurve

Backwardation

Neben dem Normalfall (Contango) gibt es allerdings auch den Sonderfall, welcher Backwardation genannt wird. In einer Backwardation sind die Kontrakte mit längeren Laufzeiten günstiger, was den oben genannten Ausführungen zu den Cost-of-Carry widerspricht.

Wieso kommt es also zu einer Backwardation? Gehen wir davon aus, es gibt am Weltmarkt nur ein knappes Weizenangebot, sodass die Nachfrage nach Weizen hoch ist. Händler kaufen entsprechend also Futurekontrakte mit kurzer Laufzeit, da der Bedarf an Weizen kurzfristig gedeckt werden muss. Durch diese hohe Nachfrage an Futures mit kurzer Laufzeit steigen die Preise für diese Futures mit kurzer Laufzeit. Da die Nachfrage nach den Futures mit langer Laufzeit begrenzt ist, sind diese Futurekontrakte also günstiger. Die graphische Darstellung sieht also wie folgt aus:

Terminstrukturkurve

Insbesondere, wenn Futurekontrakte vom Normalfall (Contango) in eine Backwardation wechseln, ist häufig zu beobachten, dass die Preise des Basiswertes (z.B. Weizen) stark zu steigen beginnen, da die Nachfrage nach diesem lagerfähigen Rohstoff hoch ist, was eine Backwardation begründet.

Die Hebelwirkung im Futures-Trading erklärt

Die Hebelwirkung im Futures-Trading bzw. grundsätzlich im Handel mit Derivaten ist Fluch und Segen zugleich. Entwickelt sich der Basiswert, auf den mit dem Future spekuliert wird, entgegen deiner Vorhersage, erzielst du einen überproportionalen Verlust im Verhältnis zu deinem eingesetzten Kapital. Anders verhält es sich hingegen, wenn sich der Basiswert wie vor dir vorhergesagt entwickelt, denn dann erzielst du einen überproportionalen Gewinn im Vergleich zu deinem eingesetzten Kapital. Schauen wir uns zur Verdeutlichung ein Beispiel an:

  • Kurs von Index XYZ: 10.000 Punkte
  • Punktwert: 10,00 EUR
  • Kontraktwert: 100.000 EUR (10.000 Punkte x 10,00 EUR)
  • Marginanforderung: 10,00 %

Angenommen, es würde diesen fiktiven Index tatsächlich geben, dann müsstest du bei deinem Broker eine Margin von 10.000 EUR hinterlegen, um einen Gegenwert von 100.000 EUR zu handeln. Hieraus ergibt sich also ein Hebel von 10.

Steigt nun der Index um 5 % von 10.000 Punkte auf 10.500 Punkte, erzielst du einen Gewinn von 5.000 EUR, bei einem Kapitaleinsatz (Margin) von 10.000 EUR. Die Rendite auf dein eingesetztes Kapital beträgt also 50,00 %, obwohl der Index selbst nur um 5 % gestiegen ist!

Klingt verlockend? Im ersten Moment vermutlich schon, allerdings solltest du beachten, dass du durch den Hebel auch überproportionale Verluste erzielen kannst. Wäre der o. g. fiktive Index um 5,00 % gefallen, hättest du auf dein eingesetztes Kapital (Margin) einen Verlust i. H. v. 50,00 % erzielt, obwohl der zugrundeliegende Index nur um 5,00 % gefallen ist!

Insofern ist ein konservatives Risikomanagement im Börsenhandel, hierbei insbesondere im Handel mit Derivaten, unerlässlich!

Die Laufzeiten von Futures

Futures sind standardisierte Terminkontrakte, durch die der Kauf/Verkauf eines bestimmten Underlyings zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft vereinbart wird. Vor diesem Hintergrund ergibt sich, dass Futurekontrakte eine begrenzte Laufzeit aufweisen müssen.

Typische Verfallstage von Futures (und Optionen) ist der dritte Freitag eines Monats. Am Verfallstag müssen Händler entscheiden, ob sie ihre Position schließen, verlängern oder auslaufen lassen.

Das Schließen eine Futuresposition erfolgt durch den Kauf eines Gegengeschäftes zum selben Fälligkeitstag. Angenommen, du hast einen Crude-Oil-Future long zum Verfallstag im März. Die Position kannst du nun durch einen Crude-Oil Future short zum gleichen Verfallstag schließen.

Das Verlängern einer Futuresposition (auch: „rollen“) erfolgt durch das Schließen einer bestehenden Position beim gleichzeitigen Eröffnen einer identischen Position mit einem weiter entfernt liegenden Verfallstag. Also angenommen du besitzt einen Crude-Oil-Future long zum Verfallstag März, dann kannst du diese Position „rollen“ indem du sie schließt und gleichzeitig eine identische Position mit einem längeren Verfallstag, also z.B. zu Juni, eröffnest.

Beim Auslaufen einer Futuresposition erfolgt hingegen entweder die Lieferung der Ware oder ein Barausgleich.

Futures-Trading: Die Vor- und Nachteile

Damit du dich entscheiden kannst, ob der Handel mit Futures etwas für dich ist, sollte dir nicht nur die Funktionsweise sondern auch die Vor- und Nachteile von Futures bekannt sein. Schauen wir uns diese also einmal genauer an:

Die Vorteile von Futures

  • Geringer Kapitaleinsatz: Der Handel mit Futures erfolgt durch Hinterlegung einer Margin, welche als Sicherheitenleistung dient. Entsprechend ist es nicht notwendig, dass du das Gesamtkapital für den Erwerb des zugrundeliegenden Basiswertes aufbringst, was du aufwenden müsstest, wenn du den Basiswert direkt kaufen würdest.
  • Überproportionale Gewinnmöglichkeiten: Durch den Handel auf Margin entsteht eine Hebelwirkung, da du den Gesamtbetrag des Gegenwertes nicht aufbringen musst. Sofern sich der Basiswert wie von dir prognostiziert entwickelt, partizipierst du überproportional (im Verhältnis zu deinem Kapitaleinsatz). Aber Achtung: Es können auch überproportionale Verluste entstehen, wenn sich der Basiswert entgegen deiner Vorhersage entwickelt!
  • Absicherung gegen Preisänderungen: Durch Futures haben insbesondere Produzenten und das verarbeitende Gewerbe die Möglichkeit sich vor einem Preisverfall oder gegen Preissteigerungen abzusichern. Damit haben Futures einen realwirtschaftlichen Nutzen!
  • Hohe Transparenz: Da es sich bei Futures um standardisierte Terminkontrakte handelt, weisen diese eine höchstmögliche Transparenz für den Käufer und den Verkäufer eines Futures auf.
  • Vielseite Einsatzmöglichkeiten: Futures haben nicht nur den Vorteil, dass sie zur Absicherung und zur Spekulation genutzt werden können, sondern durch Futures lassen sich auch eine Vielzahl von Basiswerten abdecken, welche man absichern kann bzw. auf welche man spekulieren kann.

Die Nachteile von Futures

  • Überproportionale Verlustmöglichkeiten: Durch den Handel auf Margin besteht das Risiko, dass du überproportionale Verluste (in Bezug auf dein eingesetztes Kapital) erzielst, wenn sich der Basiswert entgegen deiner ursprünglichen Erwartungshaltung entwickelt.
  • Hoher Kapitalbedarf: Auch wenn sich Mini- und Micro-Futures immer mehr etablieren, benötigst du für den Handel von Futures in der Regel mehr Kapital als für den Handel mit anderen Derivaten.
  • Unbedingtes Termingeschäft: Futures sind sog. unbedingt Termingeschäfte. Wie der Name also bereits vermuten lässt, sind beide Parteien verpflichtet ihren Vertrag auch zu erfüllen. Wahlrechte, wie es bei Optionen der Fall ist, bestehen also nicht.

Die Unterschiede zwischen Futures und CFDs

Insbesondere von privaten Kleinanlegern ist häufig zu hören, dass Futures und CFD nahezu das gleiche wären und daher – aufgrund des geringeren Kapitalbedarfs – bevorzugt CFD gehandelt werden. Leider lassen solche Äußerungen auf eine mangelnde Sachkunde schließen, sodass konsequenterweise erstmal gar nicht gehandelt werden sollte, bis ausreichend theoretische Kenntnisse vorhanden sind, bevor praktische Erfahrungen im Börsenhandel gesammelt werden. Grund genug also, um über die Unterschiede zwischen Futures und CFD einmal aufzuklären:

CFDFutures
LaufzeitOhne LaufzeitbegrenzungMit Laufzeitbegrenzung (Verfall)
PositionsgrößenNicht standardisiertStandardisiert
HandelsplatzOTC (außerbörslich)Terminbörse
SpreadsJaNein
Handelbare BasiswerteRohstoffe, Indizes, Währungen, Anleihen, Krypto und vieles mehrRohstoffe, Indizes, Währungen und Anleihen

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